Das Thema Digitalisierung Banken ist aktuell eine der zentralen Herausforderungen für die Finanzindustrie. Diese gilt es in Zeiten von stark steigenden Regulierungsanforderungen bei zugleich anhaltender Niedrigzinsphase erfolgreich zu meistern. Die Digitale Transformation ist damit ein wegweisendes Zukunftsthema, für das, neben dem zweiten Zukunftsthema „Nachhaltigkeit“, wichtige Weichen zu stellen sind.
Welche Auswirkungen die Digitalisierung für Banken hat und wie Banken darauf reagieren sollten, möchten wir in den nachstehenden Ausführungen anhand von Beispielen skizzieren.

 

Digitalisierung Banken: Welche Auswirkungen hat die zunehmende Digitalisierung im Bankensektor

Finanzinstitute müssen in verschiedenen Geschäftsbereichen Veränderungen erwarten. Anhand von zwei Beispielen wollen wir zeigen, welche Auswirkungen daraus entstehen können:

Banken bekommen neue Mitstreiter im Bereich des Zahlungsverkehrs

Elon Musk, der Gründer von Tesla, gründete vor vielen Jahren Paypal um einen institutsunabhängigen Zahlungsverkehr einzuführen und ausschließlich das Internet für die zugrundeliegenden Prozesse zu nutzen. Paypal macht heute einen Umsatz von 18 Mrd. USD bei einem Gewinn von 2,5 Mrd. USD, Tendenz stark steigend. Immer mehr Menschen nutzen die Paypal App für Zahlungen und Geldtransfer aller Art. Doch nicht nur Paypal ist in diesem Segment vertreten. Auch das chinesische Pendant Alipay hat inzwischen 1,3 Mrd Nutzer und bewegte im vergangenen Jahr mehr als 2.000 Mrd. Euro. Weitere Zahlungsanbieter wie Applepay, Adyen oder Square sind ebenfalls an den Markt gegangen und haben, wie die Wettbewerber, die Bestrebung den Zahlungsverkehr disruptiv zu verändern.

Neobroker als neue Akteure im Wertpapierhandel

Digitalisierung macht auch vor dem Wertpapiergeschäft nicht halt. Die sogenannten Neobroker möchten auch hier den Lock-In-Effekt zum Kunden erreichen und treten in Konkurrenz zu den klassischen Trading-Plattformen. Diese Entwicklung ist in den USA und in China besonders zu beobachten und ist der Versuch, dass Kundenverhalten gezielt zu transformieren.

Digitalisierung Banken: Bei diesen Segmenten bleibt es nicht

Die obengenannten zwei Beispiele sind ein kleiner Einblick in die begonnene Digitalisierung der Bankenwelt. Technologien wie Blockchain bzw. Kryptowährungen haben inzwischen Marktreife erlangt. Der Megatrend DeFi (Decentraliced Finance) entwickelt sich rasant und wird ebenfalls grundlegenden Wandel mit sich bringen.

All diese Entwicklungen zeigen zwar den Markteintritt von neuen Wettbewerbern, bieten jedoch auch sehr große Chancen für die tradierte Bankenwelt, die es jetzt zu ergreifen gilt. Schließlich verfügen nur sie über eine direkte und durch Vertrauen geprägte Beziehung zum Kunden, die es stetig weiterzuentwickeln und aufzubauen gilt.

 

Digitalisierung Banken: Wie sollten Finanzinstitute auf die oben genannten Entwicklungen reagieren?

Die obenstehenden Entwicklungen sind Teil eines gesellschaftlichen Transformationsprozesses und werden nicht aufzuhalten sein. Banken sollten sich dieser Herausforderung stellen und dabei die im Folgenden skizzierten Aspekte besonders beachten:

a) Die Kernprozesse müssen schlanker werden und durch modernste IT unterstützt werden

Viele Banken stehen vor der Herausforderung die gewachsene IT-Architektur mit neuen Technologien zu verknüpfen. Gleichermaßen gilt es, die Transformationsprozesse schlank und im Rahmen des gesetzten Budgets umsetzbar zu gestalten.

Nur mit Hilfe modernster plattformunabhängiger IT, die im Idealfall Standardsoftware und – wenn möglich – cloudbasiert sein sollte, kann ein solcher Weg beschritten werden. Eine Bank sollte hierbei auf moderne Software in den Bereichen Big Data oder CRM nutzen, die zu den Standards der Zukunft zählen werden.

Wichtig wird es daher sein, in einem agilen Prozess einzelne wichtige Softwaresysteme einzuführen, ohne dass die Instituts-IT tiefgreifend tangiert wird. Beispiele hierfür wären Projektmanagementsoftware in Banken, Chatbots, CRM-Software und Data Analytics. Banken müssen so dazu in die Lage versetzt werden, Technologien wie KI in der Finanzbranche und Machine Learning für sich nutzbar zu machen.

b) Neue Geschäftsfelder sind unter Einbeziehung von Partnering-Modellen zu entwickeln

Viele Lösungen lassen sich im Aufbau von Datenbanken nur in einem Partnering-Modell erfolgreich umsetzen. Die erfolgreiche Marktposition und der hervorragende Ruf der deutschen Banken sollte eine wichtige gemeinschaftliche Basis bietet, um brancheninterne Kooperationen stärker zu forcieren sowie gleichzeitig neue Geschäftsmodelle mit branchenfremden Partner zu gestalten. In allen Fällen gilt es, eine Win-Win-Situation zu schaffen, die alle Kräfte in der Finanzindustrie vereint, um die bisher erfolgreichen Strukturen fit für die Zukunft zu transformieren.

Jens

Jens

Dr. Jens Bölscher ist studierter Betriebswirt mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Er promovierte im Jahr 2000 zum Thema Electronic Commerce in der Versicherungswirtschaft und hat zahlreiche Bücher und Fachbeiträge veröffentlicht. Er war langjährig in verschiedenen Positionen tätig, zuletzt 14 Jahre als Geschäftsführer. Seine besonderen Interessen sind Innovationen im IT Bereich.